Bericht über unseren Arbeitsbesuch in Mombasa im August 2009 – Teil 2 (Live aus Mombasa)
Endlich haben wir es geschafft, die Grundstücksmarkierung zu setzen. Denis, der Vermesser,- es gibt nur einen in ganz Mombasa- hat uns natürlich in praller Sonne vier Stunden warten lassen, aber es ist nun geschafft. Wir haben sofort, unter Leitung von Victoria und Jürgen Kielmann, die Eltern aktiviert und mit der „Säuberung“ des Grundstückes begonnen.
Nach zähen Verhandlungen sind wir nun doch mit einer Firma über Umwege und unter Ausnutzung legaler Gesetzeslücken ins Geschäft gekommen. Da es jedoch in Kenia üblich ist, dass der Bauherr alle Risiken, zum Beispiel bezüglich der Materiallagerung trägt, war es nicht ganz einfach, unser deutsches Baurecht anzuwenden. Da ich selbst zehn Jahre eine Baufirma betrieben habe, hatten unsere kenianischen Vertragspartner jedoch wenig Chancen, ihr angeblich britisches Baurecht durchzusetzen. Niemand von denen war je in England, geschweige denn hat dort studiert!
Unser Grundstück grenzt an Kiembeni, und da liegt wie überall der Müll offen herum und das Unkraut wächst und wächst. Gestern geschah ein Wunder. Mit einer Art Subbotnik waren Hunderte Anwohner auf den Straßen und haben Kiembeni sauber gemacht. Der Ortsteil von Mombasa sah für Stunden super aus. Aber die vielen aufgetürmten Haufen harrten vergeblich auf ihren Abtransport. So war nach Stunden alles wieder im alten Zustand. Wie so etwas auf die Bevölkerung wirken muss, kann man schlecht einschätzen. Heute Abend ist Volkszählung in Kenia. Es werden alle Kenianer ab 18.00 Uhr abends aufgesucht. Restaurants und alle Einrichtungen sind aus diesem Grund geschlossen.
Nun haben wir endlich einen rechtsgültigen Vertrag! Morgen nach drei Wochen harter Verhandlungen beginnen die Bauarbeiten. Bei der Vertagsunterzeichnung waren Direktor Ndolo und seine Bauingenieurin , Victoria Sabwa und Harrison von Elimu ya Kenya sowie Herr Kielmann und ich anwesend. Die Atmosphäre war freundlich und voller Erwartungen.
Und tatsächlich, unsere Bauleute waren völlig untypisch für Afrika 7.30 Uhr mit uns auf der Baustelle und am Abend hatten wir sogar unser Soll erfüllt. Geht das so weiter? Erst mal ja, es scheint so, dass wir mit Ndolo einen guten Griff gemacht haben. Die ersten Säulen stehen bereits und unsere Baustelle sieht tatsächlich wie eine solche aus.
Auffallend ist in Mombasa immer wieder die steigende Zahl von Privatautos der gehobenen Klasse. Konnte man vor fünf Jahren nur japanische Autos sehen, so fahren heute Mercedes & Co in der Stadt. Die Korruption scheint im Verhältnis zur steigenden Armut eher zuzunehmen. Kenia hat 44 Minister, die im Momat rund 10.000 Euro verdienen! Jeder kennt die Zahlen aus Deutschland…. . Wahrscheinlich wiederhole ich mich, aber jede Art von weltweiter staatlicher Hilfe geht im Sumpf der Korruption unter. Wenn Deutschland und andere europäische Länder Gelder über die kenianische Administration zur Verfügung stellen, kann man es auch gleich verbrennen. Selbstbestimmung und staaliche Rechte hin und her, wer Geld aus Europa will, müsste sich einer strikten Kontrolle durch das Geberland unterwerfen. Ich bin der festen Überzeugung, dass die Art von Entwicklungshilfe, wie wir sie leisten, jenseits der Administration die einzig mögliche Art von Hilfe ist, die bei der Bevölkerung auch ankommt. Je größer jedoch die Organisationen, je mehr Überwachung muss es geben, den uns allen ist noch der UNICEF- Skandal in Erinnerung und in Mombasa weiß man einiges über das SOS Kinderdorf zu berichten.
Unser unmittelbarer Grundstücksnachbar ist Dr. M.Nourya Mwavadu Mbamdi ein sogenannter Wunderheiler, aber in erster Linie ein aufgeschlossener, intelligenter und zugänglicher Mensch. Er weiß alles über Pflanzen, ihre heilende Wirkung und ihren Anbau. Bei unserem Schulgartenprojekt und bei der Gestaltung des Grundstückes kann er uns vom großen Nutzen sein. Das mit dem Doktortitel darf man in Afrika aber nicht zu genau nehmen, immerhin hat er aber ein Zertifikat, dass er als Naturheilpraktiker arbeiten darf. Auch mit dem Gebietsvorsteher, dem sogenannten Chairman von Utange, haben wir schon gute Kontakte. Mr. Majimbo vermittelt alle Streitigkeiten und ist dafür zuständig, ab und an die Bewohner zu Gesprächen einzuladen, wo sie ihre Sorgen und Nöte vortragen können. Er wird demokratisch von den Einwohnern gewählt und gehört in der Regel dem Stamm an, der die Bevölkerungsmehrheit im Gebiet stellt.
Nach einer Woche Zaunbau sind wir ziemlich ausgepowert. Die Hitze und natürlich auch die Moskitos machen uns doch ziemlich zu schaffen. Da sehnt man sich richtig nach einem kühlen Schreibtisch zurück.
Heute Sonntag ,den 6.9.2009, ist der Zaunbau Geschichte. Vor Baustart der Schule hat unser Elternvertreter und Pastor Harrison zum Gebet auf das Grundstück eingeladen. Diese Tradition soll alle Probleme von unserem Projekt während des Baus und später fernhalten. Darüber hinaus wird für ein gutes Nachbarschaftsverhältnis gebetet. Alle Nachbarn und Bauleute nehmen am Gebet und am anschließenden Essen teil.
Wir haben ein Problem! An sich nichts Neues, aber diesmal vermeidbar! Wir brauchen für unseren ersten Bauabschnitt Wasser. Die Leitung liegt zu unserem großen Glück unweit von unserem Grundstück. Um einen Anschluss zu erhalten, braucht man (der spätere Zahler des Wassergeldes) eine PIN und eine PIN hat derjenige, der hier in Kenia registriert ist. Ich habe als Fahrzeughalter eine PIN. Und unser mittlerweile eingetragener Partnerverein müsste auch eine haben. Aber unsere kenianischen Freunde müssen alles erst lernen. Ihre PIN liegt- na wo – natürlich in Nairobi und wartet auf die Abholer! Also wieder hektische Aktivitäten zur Lösung des Problems-auch nichts Neues !
Fortsetzung folgt !