Bericht über unseren Arbeitsbesuch in Mombasa im November 2009
Samstag mit Erkältung im Gepäck gut gelandet! Der Ferienflieger war 100% ausgelastet.
Ein Zeichen dafür, dass wieder mehr Touristen ins Land kommen. Gleich am Sonntag großes Meeting mit allen Beteiligten! Das erwartete Schlechtwettergebiet Elnino hat Mombasa noch nicht erreicht. Trotzdem hat der Regen der letzten Wochen jede Menge Probleme geschaffen. Unsere Gräben stehen unter Wasser und beim Abwasser-/ Toilettenschacht sieht es nicht besser aus. Darüber hinaus sind Teile der Gräben eingebrochen. Wir müssen also über Sicherungsmaßnahmen nachdenken.
Nach kurzer Anlaufphase sind alle Bauarbeiten wieder schnell angelaufen; bis auf den Toilettenanbau ist das u.a. der komplette Innenausbau, Fenster, Türen, Sanitäranlagen und vieles mehr. Allerdings wirkt sich der ständige Stromausfall auch auf die Wasserversorgung aus, d.h. wir haben stundenweise kein Wasser und damit stockt der Bau. Außerdem machen wir bereits die ersten Änderungen am Bau; da wir im ersten Jahr noch keinen Strom haben müssen wir aus Kostengründen das natürliche Licht effektiv nutzen. Zugleich soll der Lärmpegel gesenkt werden. Der Toilettenschacht Nummer 3 wird nun ab einer Tiefe von vier Metern zunächst nach oben gemauert, ehe wir bis zur Korallenschicht weiter schachten.
Als kleine Abwechslung im Baualltag bekamen wir eine Einladung zum feierlichen Abschluss an Lilians Lehrerinstitut. Neben viel Prominenz aus der Provinzregierung haben wir auf der Ehrentribüne ein siebenstündiges, aber abwechslungsreiches Programm der Lehrerstudenten gesehen. Was Organisation und Inhalt betraf, waren wir überrascht, mit welcher Akribie die Studenten ihr Programm vorgestellt haben. Fernsehen und Presse haben dieser Veranstaltung große Aufmerksamkeit geschenkt.
Der Innenausbau geht naturgemäß langsamer voran. Parallel dazu haben wir mit der Konstruktion und technologischen Umsetzung des Schulmöbelbaus begonnen. Bei den vorhandenen Kapazitäten sind über fünfzig Tische und Bänke eine Herausforderung. Entgegen den meist anzutreffenden Holzkonstruktionen haben wir uns für Stahl entschieden. Das ist wesentlich stabiler und bedarf kaum der Wartung.
Unsere „neu gemachte“ Zufahrtsstraße ist blockiert! Gestern hat ein riesiger Mangobaum seinen Geist aufgegeben. Das wird nun Wochen dauern, bis wieder alles beim alten ist.
Eine weitere Aufgabe für die nächsten Tage ist die Auswahl von geeigneten Lehrkräften. Wir haben deshalb Interviews geplant, um die Spreu vom Weizen zu trennen. Wir wollen auf keinen Fall, dass an unserer Schule die Kinder wie hier üblich geschlagen werden und vieles mehr. Das werden sicherlich interessante Gespräche.
Die Interviews sollten uns Klarheit über unsere 18 Bewerber verschaffen. Alle hatten eine Qualifikation (P I) für die Primary School. Die Ausbildung lag bei allen nicht länger als vier Jahre zurück. Nach Kurzvorstellung des Vorstandes und der Managerin der Schule haben wir an die Bewerber Fragen mit folgenden Ergebnissen gestellt:
- 1. Was wissen Sie über unsere beiden Organisationen und unser Schulprojekt in Kenia? Ergebnis: Keiner hat sich im Vorfeld informiert.
- 2. Was wissen Sie über Europa oder Deutschland? Ergebnis : Von 18 Bewerbern wissen 15 gar nichts über Europa oder ordnen Asien und Amerika Europa zu.
- 3. Was wissen Sie über Afrika( über wichtige Personen oder geographische Besonderheiten: höchster Berg; längster Fluss, größter See usw.)? Ergebnis: 16 Bewerber kennen den höchsten Berg nicht, 18 den größten See nicht, 12 den längsten Fluss nicht, 16 ordnen Obama (USA-Präsident) Afrika zu; ansonsten ist Wissen über Afrikas Länder und Hauptstädte etc. so gut wie nicht vorhanden.
- 4. Wie gut sind Sie in Mathematik? Ergebnis: 14 mal 15 können 16 Bewerber nicht lösen.
- 5. Was wissen Sie über eine elektrische Parallelschaltung ( Zeichnung an der Tafel!) Ergebnis: 15 Bewerber wissen damit nichts anzufangen.
- 6. Wer ist Bildungsminister in Kenia? Ergebnis: weiß keiner!
- 7. Wie viele Spieler hat eine Fußballmannschaft? Ergebnis: 14 Bewerber wissen das nicht. Weitere Fragen möchte ich den Lesern an dieser Stelle ersparen.
Bei der Frage nach dem Verdienstwunsch konnten die Zahlen jedoch nicht groß genug sein. Allen war hinterher klar, warum es in Afrika nicht vorwärtsgeht. Für uns bringt das jedoch weitere Gespräche. Schritt für Schritt kommen wir unserem Ziel näher. Aber ohne dass wir vor Ort sind, könnten wir unser Projekt vergessen. Jeder hat Fragen und braucht Hilfe bei der Umsetzung dessen, was wir zehn Minuten vorher beschlossen haben. Die Baustelle kontrolliere ich dreimal am Tag, dadurch sind uns einige Probleme am Bau erspart geblieben. Obwohl das der Job unseres Bauleiters Ndole ist, muss ich ständig Fehler und afrikanische Schludrigkeit korrigieren. Eines Abends, als ich routinemäßig an der Baustelle vorbeifahre, sehe ich eine Traube von 20 Frauen, die sich mit Kanistern an unserer Wasserstelle bedienen. Und das trotz eines bezahlten Wachmanns! In Kenia muss man ständig hellwach sein, sonst wird einem während des Schlafens das Bett entwendet.
Bei unserer Müdigkeit wäre das nicht unbedingt ein Kunststück!
Fortsetzung folgt nach Eröffnung der Schule am 28.1.2010 !!!
Gunter Nehrig