Strategisches Papier zur Entwicklung des Vereins e4k

Der Verein education4kenya besteht seit 2005. Seit dieser Zeit hat der Verein mehrere
Phasen der Entwicklung durchlebt, welche hier kurz beschrieben werden sollen, um eine
strategische Ausrichtung des Vereins zu begründen und die Entwicklung dahin darzustellen.

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2005-2008 Findungsphase- Erfahrungen-Erkenntnisse

Die Projektidee entstand bei einem Keniabesuch. Kindern aus sozial schwachen Familien,
behinderte Kinder und Waisenkinder sollte im Rahmen von persönlichen Patenschaften
geholfen werden. Die Paten und Unterstützer stammten dabei aus dem Umfeld von Gunter
Nehrig. Aktivisten der ersten Stunde, welche heute noch dabei sind, waren Frau Hoheisel,
Jürgen Kielmann und Dr. H. H. Fährmann. Es wurden dreizehn Kinder im Umfeld von
Mombasa gefördert. Diese Kinder waren an neun privaten Schulen in Mombasa verteilt.
Schnell wurden Bekannte und Interessierte auf das Projekt aufmerksam, so dass Ende 2006
bereits 45 Kinder im Wesentlichen durch Herrn Kielmann und Herrn Nehrig vor Ort betreut
wurden. Je drei bis fünfmal im Jahr waren beide auf private Kosten für die Betreuung der
Kinder in Mombasa tätig. In diesem Zeitraum erkannten sie, dass eine gute Betreuung der
Kinder trotz großem Aufwand kaum möglich war. Die Schulen hatten ein unbefriedigendes
Management, Kinder wurden geschlagen, mit Drogen konfrontiert und sexuell belästigt. Die
schulische Ausbildung war dabei mangelhaft und immer, wenn wir nicht kontrolliert haben,
waren auch die Lehrer verschwunden und die Schüler sich teilweise selbst überlassen.
Schließlich kamen Jürgen Kielmann und Gunter Nehrig zu der Erkenntnis, dass man guten
Gewissens gegenüber unseren Sponsoren so nicht weiter machen konnte. Entweder das
Projekt aufgeben oder Entwicklungshilfe professionell betreiben. Der damalige Vorstand
entschied sich für den zweiten Weg und arbeitete fortan mit dem Bundesministerium für
Entwicklung und Zusammenarbeit sowie neu gewonnenen Paten an der Idee eines
Schulneubaus. Speziell für das Team Hoheisel/Kielmann/Nehrig und später auch Gerd Müller
war das ein harter, zeitaufwendiger Prozess, der gestandenen gut ausgebildeten Menschen
alles abverlangte.

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2009-2013 Antrag- Bauphasen- Patengewinnung

Mit einem kleinen Leitungsteam in achttausend Kilometer Entfernung eine Schule im
Rahmen mehrerer Projektphasen eigenverantwortlich zu bauen, das BMZ mit umfassenden
Projektanträgen und späteren Abrechnungen zufrieden zu stellen und dabei gleichzeitig die
regionale und überregionale Ausstrahlung des Vereins zu gewährleisten, war eine scheinbar
unlösbare Aufgabe. Zu bewältigen war dies nur durch die Arbeitsamt-Förderung von Jürgen
Kielmann, den unentgeltlichen Einsatz von Frau Hoheisel und Gunter Nehrig als
Vereinsvorsitzenden. In diesen vier Jahren wurden weit über 700.000 € bewegt und
Aufgaben wahrgenommen, welche weit über die normale Vereinsarbeit hinausgingen. Es
wurde ein Schulunternehmen mit über 20 Beschäftigten und 200 Schülern aufgebaut,
welches über ein jährliches Budget von weit über 50.000 € verfügte. Acht bis zehnmal im

Jahr waren Herr Kielmann bzw. Gunter Nehrig, meistens auf eigene Kosten, in Kenia, um
operative und strategische Entscheidungen vorzubereiten und zu begleiten. In dieser Zeit
pflegten sie auch intensiven Kontakt zur Küstenregierung in Mombasa und vielen Behörden.
Gleichzeitig warben sie im Rahmen des Thüringer Projektes Demokratie, Toleranz und
Weltoffenheit in ganz Thüringen mit vielen Vorträgen und Projekten an Schulen und
Kindergärten für unser Projekt. Neben vielen Erfolgen und positiven Erfahrungen waren
Fehler nicht gänzlich vermeidbar. Einer der Hauptfehler war der zu kleine aktive Kreis von
Vorstandsmitgliedern und Interessierten, die bei der Realisierung unserer Aufgaben geholfen
haben.

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2014-2017 pädagogische und strategische Ausrichtung der Schule

In dieser Zeit ging es vor allem darum, die Schule zum Laufen zu bringen ohne die
Ausstrahlungskraft von e4k in Deutschland zu vernachlässigen. Neben schmerzlichen
Erfahrungen bei der Personalplanung in Kenia, 3 eingestellte Manager haben es nicht
geschafft die Schule zum Laufen zu bringen, hatten wir auch mit Interessenskonflikten in
Deutschland zu kämpfen. Trotzdem gelang es uns, Gesellschaft und Politik für unser Projekt
zu begeistern und dabei auch die Inhaltliche Ausgestaltung der Schule voranzutreiben. So
wurde ein Kabinettsunterricht an der Schule installiert, welcher für eine Primary Schule in
Kenia einzigartig ist. Das alles gelang, weil wir nunmehr auf eine breitere Basis von Helfern
zurückgreifen konnten. Genannt seien hier Frau Schwarzbach, Frau Breitenbrunn, Herr
Plötner, Herr Gleitsmann, Herr Raab und vor allem Herr Müller. Um die ordnungsgemäße
Verwendung der Gelder aus Deutschland zu überwachen wurde ein umfangreiches
wöchentliches Controlling-System installiert, was jedoch speziell bei Frau Hoheisel und Herr
Nehrig einen hohen Arbeitsaufwand verursachte. Dies betraf sowohl Vorortschulungen, als
auch die Analyse der teilweise fehlerhaft gelieferten Daten. Im Schnitt fünfmal pro Jahr hat
der Vorsitzende die Interessen unseres Vereins auf eigene Kosten in Kenia wahrgenommen.
Für einige von uns wurde die Vereinsarbeit zur Vollbeschäftigung ohne Bezahlung. Das wir
einen solchen Aufwand nicht ewig betreiben konnten, war den meisten Mitstreitern aus
dem engeren Kreis sehr schnell bewusst. Auch dass wir, über die Jahre verteilt, fast eine
Million Euro gesammelt und zum größten Teil nach Kenia transferiert haben, zeigt, das
überdimensionale Ausmaß unserer Vereinsarbeit. Aus diesem Grund habe wir 2015 mit der
Erarbeitung eines Strategiepapieres für unsere Zusammenarbeit mit der Schule in Mombasa
bereits Weichen gestellt, um unser Arbeitsvolumen und unsere Vereinsarbeit wieder in
überschaubare und perspektivisch verkraftbare Bahnen zu lenken. Außerdem wurde die
Zielstellung aus der Satzung des Vereins „Hilfe zur Selbsthilfe“ wieder stärker in das Visier
unserer Arbeit genommen. Die Verantwortung für die Ausbildung von Kindern und
Jugendlichen sollte sukzessive wieder an das Management und an die kenianischen Eltern
übergehen.
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2018-2022 Übergabe der operativen Verantwortung an das Management eyk

Mit der Erarbeitung des Strategiepapiers für die „elimu ya kenya school“ haben wir uns von
der operativen und gestalterischen Vollverantwortung für die Schule verabschiedet. Um
diesen Prozess abzufedern und nicht ad hoc zu gestalten, haben wir uns verpflichtet, den
Vorstandsvorsitzenden, vertreten durch Gunter Nehrig, gleichzeitig als Direktor der Schule
einzusetzen und durch aktive Mitarbeit im Vorstand der Schule, die künftige Entwicklung mit
Rat und Tat positiv zu unterstützen. In dieser Phase haben wir die personenbezogene
Förderung einzelner Kinder zu Gunsten der gesamtschulischen Unterstützung geändert. Der
Fokus unserer Arbeit wurde mehr und mehr auf die nachhaltige Entwicklung der Schule,
ihrer Infrastruktur und die Aus- und Weiterbildung des Managements sowie der Lehrer
gerichtet. Die weltweiten Auswirkungen der Corona Pandemie haben diese Phase extrem
schwierig gestaltet. Erst durch die Nutzung digitaler Medien konnten wir im Rahmen
monatlicher Videokonferenzen unserer Zielstellung gerecht werden. Die materiell –
technischen Voraussetzungen dazu (in Kenia als auch in Deutschland) wurden durch die
Unterstützung unserer Mitglieder und des Staates geschaffen.
Das digitale Zeitalter war zwar für viele von uns eine Herausforderung, aber nur so haben wir
es geschafft die Schule durch die schlimmsten Phasen der Pandemie zu führen.
Spendenaktionen für die Lehrer und vieles andere wurden so in der kontaktarmen Zeit
organisiert.
Die Entwicklung der Schule wurde jedoch durch die Pandemie stark beeinflusst. Die
Aussetzung des Schuljahres in Kenia sowie das Abwandern der Bevölkerung in ländliche
Regionen hat dazu geführt, dass sich die Schülerzahlen kurzzeitig rückläufig entwickelten.
Erst 2021 nach der Wiederaufnahme des regulären Schulbetriebes im Januar, hat sich diese
Entwicklung wieder umgekehrt. Durch die Unterbrechung des Schulbetriebes kam es auch zu
Verschiebungen im Schuljahresablauf bei gleichzeitiger, schrittweiser Reform des
Schulsystems. Für uns stellt die Ausweitung der schulischen Ausbildung in Kenia bis zur
Klasse 9 (Primary School Klasse 1bis 6, Lower Secondary School Klasse 7-9) eine logistische
Herausforderung, aber auch eine Chance dar.
Aus diesen Gründen haben wir die Phase unserer aktiven Betreuung bis Ende 2022
verlängert.

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ab 2023: Mitarbeit im Vorstand und finanzielle Unterstützung schulischer Prozesse

In dieser Phase sollten wir endgültig zur „normalen Vereinsarbeit“ zurückgefunden haben.
Wir unterstützen die Schule bei der finanziellen Ausgestaltung von Projekten, welche die
nachhaltige Entwicklung der Schule fördern. Das können Projekte der

Infrastrukturverbesserung als auch zur Werterhaltung der Schule sein. Hauptanliegen in
dieser Phase ist es den eigenständigen Betrieb der Schule und damit die Ausbildung von
Kindern zu begleiten.
Im Rahmen des Schulvorstandes, dem wir noch als beratendes Mitglied angehören werden,
lassen wir uns einmal im Jahr vor Ort über die sachgemäße Verwendung der Projektmittel im
Rahmen eines persönlichen Besuches berichten. Die Arbeit im Schulvorstand von „elimu ya
kenya“ soll dabei nur dann wahrgenommen werden, wenn es sich noch wirtschaftlich
darstellen lässt. Da wir kein Controlling und keine operativen Aufgaben mehr wahrnehmen,
ist zu überlegen, ob wir für das reduzierte Aufgabenspektrum noch ein Vereinsbüro
benötigen oder ob andere Lösungen wirtschaftlicher sind. Die Vereinsarbeit in Deutschland
wird weiterhin auf Kontinuität und Verlässlichkeit gegenüber unseren langjährigen
afrikanischen Freunden basieren. Mit Blick auf den steigenden Altersdurchschnitt der
Mitglieder und Paten des Vereins e4k sollte die Entwicklung zur 100%igen Selbständigkeit
der Schule in Mombasa kontinuierlich vorangetrieben werden.

Der Vorstand

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